Auf sechs Tagestouren bietet der VIA ALM Pilgerweg Natur, Kultur, Spiritualität und Gastronomie.

Sechs ca. 10-16 km lange Tages-Wanderungen führen durch verschiedene Landschaften, auf Berge wie den Magdalenaberg oder durch Siedlungen mit prächtigen Vierkanthöfen in Kösslwang, Vorchdorf und Pettenbach. Die wunderschönen Häuser am Fluss der durch Sensenerzeugung reich gewordenen „schwarzen Grafen“ werden gezeigt, aber auch kleine, liebevoll gepflegte „Söllen“ ihrer ehemaligen Arbeiter. Der Anfang von VIA ALM ist die Mündung der Alm in die Traun, das Ziel ist der Almsee.

Der Pilgerweg

Der VIA ALM Pilgerweg führt die Wanderer auf gut 50 Kilometern vorbei an elf kunsthistorisch interessanten Kirchen, geprägt von einer Vielfalt an verschiedenen Baustilen: Romanik in Kösslwang, Gotik in Heiligenleiten und Einsiedling, Renaissance am Magdalenaberg, Barock in fast allen Kirchen, weil zu dieser Zeit die „alten Baustile“ absolut unmodern wurden und nach der Reformationszeit etwas Neues willkommen war. Vorchdorfs „Maria Trost im Tale“ ist ein wunderbares Beispiel einer prächtig barockisierten Landkirche. Rokoko mit feinen Fresken erblickt man in Viechtwang und ein gelungenes Beispiel der „Neuen Sachlichkeit“ zeigt sich in der Kirche Scharnstein.

Sechs Gotteshäuser im Almtal waren Wallfahrtskirchen, besonders um 1700 wurde fleißig gepilgert. 31 Mal im Jahr gingen damals beispielsweise die Pettenbacherinnen und Pettenbacher wallfahren. Erst Josef II, der Sohn Maria Theresias, bot diesem regen Wallfahrtsleben Einhalt, da die Leute zu wenig „auf den Feldern waren“.

Rückgrat des Pilgerwegs ist der nach 2014 geschaffene, gut beschilderte Almuferweg entlang des ungefähr 55 Kilometer langen Almflusses, der von Süden nach Norden durch drei Bezirke Oberösterreichs fließt. Sein Ursprung sind Quellen im Almsee, einem See in den Kalkalpen. Die Alm fließt durch das dicht bewaldete Voralpen-Hügelland, die „Flyschzone“ und durch das Gebiet der fruchtbaren Lehmböden bis zu den eiszeitlichen Schotterfluren bei Fischlham und mündet dort in die Traun.

Außer einem Teil Scharnsteins befinden sich die Orte des Almtales in einiger Entfernung vom ehemals unberechenbaren Fluss, der auch immer wieder verheerende Überschwemmungen brachte. Die Gebäude am Ufer waren und sind Wehren, Sägewerke, Mühlen und Kraftwerksgebäude. Der Holzreichtum und dessen Verarbeitung brachten und bringen den Menschen im Tal Arbeit. Über 60 Kraftwerke nutzen seit Jahrhunderten die Wasserkraft zur Stromerzeugung und auch zur Metallverarbeitung. Die Sensen aus Scharnstein wurden in die ganze Welt exportiert.

VIA ALM in sechs Etappen

Bei einer Wandergeschwindigkeit von ca. vier Kilometern pro Stunde haben die menschlichen Sinne die Möglichkeit, Eindrücke der Umgebung intensiv wahrzunehmen. Bauwerke am Weg, Pflanzen, Gerüche, Geräusche, Temperatur, Wind, Wetter und Wegunebenheiten erlebt ein Wanderer viel unmittelbarer und direkter als ein Radfahrer, der sich in erster Linie auf den Weg konzentrieren muss. Beim Wandern sind Begegnungen mit Menschen eher möglich, oft entwickeln sich interessante Gespräche über Ort und Weg oder Gott und die Welt.

Hinweise zu den Routen: Seit der Verfassung der Broschüre VIA ALM im Jahre 2014 hat sich im Almtal vieles verändert. So wurde etwa der Almuferweg geschaffen, der nun als Rückgrat von VIA ALM dient. Einige in der ursprünglichen Broschüre angeführte Routen dürfen nicht mehr begangen werden, weil es für diese Wege keine Gestattungsverträge mehr gibt. Auch haben mehrere Gasthäuser und Beherbergungsbetriebe mittlerweile geschlossen, andere wurden eröffnet. Um Informationen auf dem derzeitigen Stand zu bieten, sind die Routen aktualisiert sowie alle Tipps verlinkt (ohne Gewähr auf Richtigkeit der Angaben).

Bei den öffentlichen Verkehrsmitteln sind jeweils die Hauptanbindungen angegeben. Alle Verbindungen sowie Routenplaner finden Sie z.B. auf der Website des OÖ Verkehrsverbundes.

In Bezug auf die Tipps ist zu beachten, dass aufgrund der aktuellen Situation gesonderte Reglements für die Gastronomie gelten und die Betriebe möglicherweise nur Speisen zum Mitnehmen anbieten oder geschlossen sind.

Etappe 1: Almspitzrunde
Bad Wimsbach

Kirche St. Stefanus (Hinweis: bei Klick auf die unterstrichenen Texte öffnen sich dazugehörige Fotos), Bad Wimsbach: Ursprünglich gotisch, wurde sie wie so viele Landkirchen in der Zeit der Gegenreformation barockisiert. Ein besonderes Barock-Juwel ist der Hochaltar mit gewundenen silbernen Säulen aus der Werkstatt des Passauer Bildhauers Johann M. Högenwald.

Am Hochaltar zeigt St. Nikolaus als Schutzpatron der Seeleute neben St. Stefanus die Affinität zu den Wasserwegen der Alm und Traun an. Hinweisen möchte ich auf das kleine Gemälde über dem Beichtstuhl. Es stellt die reuige Sünderin Maria Magdalena dar – die Sünderin ist eine Frau, was sonst!

Nördlich der Kirche am Beginn der Kastanienallee befindet sich der Wegweiser „Zum Almspitz“. Diesem Wegweiser wird ab nun gefolgt; die Runde ist gut beschildert. Auf der Strecke sind die Fundamente einer römischen „Villa rustica“ zu besichtigen. Am Almspitz fließt die türkisfarbene Alm in die Traun.

Etappe 2: Von Bad Wimsbach
nach Vorchdorf

  • Länge: 16 km
  • Dauer: 6 Stunden (inkl. Besichtigungen)
  • Anreise: Bahnverbindung von Vorchdorf nach Bad Wimsbach. Busverbindung von Wels nach Bad Wimsbach.
  • Tipps für Vorchdorf: Galerie im Obergeschoß von Schloss Hochhaus (Gasthaus, schöner Gastgarten). Museum im Kulturzentrum „Kitzmantelhalle“. Jeden Freitag Bauernmarkt neben dem Pfarrhof. Bäckerei Probst. Restaurant am Tanglberg.

Kirche St. Stefanus - siehe Beschreibung von Etappe 1. Vom Marktplatz geht man nun Richtung Westen, dem Wegweiser nach Gänsenau folgend, bis zum Moorbad Neydharting. Anschließend folgt man dem Wegweiser „Georgsrunde Nummer 6“ - dieser gut beschilderte Weg führt u.a. über Wiesenwege zur nächsten Station, der Wimkirche.

Die Wimkirche wurde 1300 als Kapelle des daneben erbauten Wimsbacher Pfarrhofes erwähnt und um 1890 zur kleinen Kirche ausgebaut. Ihr Patron Thomas von Canterbury war ein angesehener Gelehrter, Bischof und englischer Lordkanzler. Er widersetzte sich dem König und wurde 1170 während des Gottesdienstes am Altar in Canterbury ermordet.

Weiter auf der Georgsrunde ist bald das Kirchlein Kösslwang erreicht. Der fehlende Verputz lässt das romanische Mauerwerk auf der Westseite, die gotische Apsis und die barocken Bauteile an der Südseite gut erkennen. Am Georgitag, dem 23. April, gibt es die traditionelle Wallfahrt zu Fuß und zu Pferd nach Kösslwang. Im Innenraum links vom Altar ist eine elegante gotische Statue des heiligen Georg mit dem Drachen zu sehen.

Auf der Straße Richtung Ortschaft Kösslwang links in einen Feldweg einbiegen (Wegweiser 11 „vom Wasser zum Most“). Dieser Weg führt über das Flüsschen Laudach und die Bahngleise, über die Pettenbacher Straße zum „Almuferweg 1“. Am Almufer vorbei an an neuen Kraftwerken durchquert man auf gut markiertem Weg das Betriebsgebiet der Firma Asamer.

Die imposanten Stützen der Autobahnbrücke wurden während der Zeit des Nationalsozialismus von Verschleppten und Gefangenen gebaut. Viele dieser unschuldigen Menschen sind beim Bau vor Erschöpfung und Hunger umgekommen. Ein Stück auf der stark befahrenen Steiningerstraße geht’s bergan. Geflüchtete aus Siebenbürgen fanden nach dem zweiten Weltkrieg hier in dieser Siedlung entlang der Steiningerstraße eine neue Heimat. Bald ist der Almuferweg beschildert, der nach Vorchdorf weist, dem ehemaligen Wallfahrtsort „Maria Trost im Thale“.

Etappe 3: Von Vorchdorf über
Einsiedling nach Pettenbach

  • Länge: 12 km
  • Dauer: 4,5 Stunden (inkl. Besichtigungen)
  • Anreise: Traunseetram von Gmunden nach Vorchdorf. Busverbindungen von Wels sowie von Kirchdorf via Pettenbach nach Vorchdorf.
  • Tipp für Vorchdorf-Eggenberg: Gasthaus Hinterreitner.
  • Tipp für Pettenbach: Schrift- und Heimatmuseum Bartlhaus.

Pfarrkirche Vorchdorf: Eine erste Kirche aus der Zeit um 623 stand vermutlich am Vorchdorfer Kirchenbühel. 1196 findet man eine erste Erwähnung als Pfarre mit dem Patrozinium Maria Himmelfahrt, ab 1448 wurde die Wallfahrtskirche „Maria Trost im Thale“ genannt. Um 1700 wurden große Teile der ehemals gotischen Kirche abgetragen und im barocken Stil neu erbaut. 1777 errichtete man einen 56 Meter hohen Turm mit einer Zwiebelhaube. Im Inneren zeigt sich uns die reiche barocke Pracht dieser einst sehr beliebten Wallfahrtskirche. Ein mächtiger, reich ausgestatteter Hochaltar mit Figuren von Michael Zürn und Georg Schwanthaler lässt erahnen, wie begütert die Pfarre einst war. Die Kirche, der große gepflegte Pfarrhof und das Renaissanceschloss „Hochhaus“ ergeben ein würdiges Zentrum der Marktgemeinde Vorchdorf.

Vom Zentrum Vorchdorfs Richtung Westen überquert man das Flüsschen Laudach und erblickt den Wegweiser „Almuferweg“. Entlang der Laudach führt der Weg durch das Betriebsgelände der ehemaligen Firma ACAMP, in der Nähe der Brauerei Eggenberg, und weiter fast durch den Gastgarten des sehr gepflegten Gasthauses Hinterreitner. Nach Überquerung der Einsiedlingerstraße weist der Wegweiser hinunter zur Alm in den Ortsteil Pappelleiten. Mit Ausblicken auf den unverbauten Fluss laden Sandbänke zur Rast ein.

Nach Erreichen der Einsiedlingerstraße nach rechts ein Stück auf der Straße bergan erreicht man bald die Kirche Einsiedling. Um 800 vermutlich eine Einsiedelei aus Holz, bekam die Kirche im 15. Jahrhundert ihre heutige Form. Eine beeindruckende Kreuzigungsgruppe, ein Kleinod der Schnitzkunst aus der Spätgotik, befindet sich in der Apsis. Zum Namenstag und Pfarrfest des Patrons Bartholomäus kam und kommt man gerne hierher wallfahren.

Auf der Straße ein Stück den Weg hinunter zur Almbrücke wird wieder der Almuferweg erreicht. Zwei neue Kleinkraftwerke „stören“ die Idylle der unberührten Alm, doch Energiegewinnung hat hier Tradition und Wasser liefert sauberen Strom. Ab der Tafel „Almburg“ führt der Weg steil auf einer der eiszeitlichen Schotterterrassen zu einer Kapelle mit Sgraffitos des Pettenbachers Leo Feichtinger, weiter auf einem Wiesenweg und dann steil bergan auf die Emesbergerstraße.

Den Blick auf den weithin sichtbaren Lagerhausturm gerichtet und vorbei an einem Transportunternehmen erreichen wir im Ortsgebiet von Pettenbach das Schrift- und Heimatmuseum Bartlhaus mit seinen großen Buchstaben auf der Fassade (geöffnet Samstag nachmittags und Sonntags von 10-12 Uhr). Schon von Weitem ist Pettenbachs Kirchturm mit der „achtseitigen welschen Haube“ zu sehen. Der imposante, um 1440 entstandene spätgotische Bau des Kirchenschiffes aus Nagelfluhquadern dominiert den Ort.

Etappe 4: Von Pettenbach über
den Magdalenaberg
und Heiligenleiten in
die Steinbachbrücke

Ein Palmenwald empfängt den Besucher beim Betreten der Pettenbacher Kirche. Hohe, schlanke, leicht gewendelte Nagelfluh-Säulen enden reich verzweigt im Netzrippengewölbe. Eine überlebensgroße Statue des hl. Benedikt von Nursia dominiert den spätbarocken Hochaltar. Freundlich blickt Maria mit dem Jesuskind von ihrem Thron am Seitenaltar. Die Seitenkapelle birgt Grabtafeln und den Altar der ehemaligen Kapelle des Renaissance-Schlosses Seisenburg, dessen Ruine sich am Nordhang des Perneckerkogels befindet und zu besichtigen ist. Ein Vorgängerbau war um 1200 Grenzbefestigung der damaligen Steiermark, die bis Steyr und ins Ennser Gebiet reichte.

Der Pettenbacher Pfarrhof nordöstlich der Kirche hätte nach den Plänen des damaligen, um 1735 hier wirkenden Pfarrers ein Schlösschen werden sollen, geplant vom berühmten Architekten Jakob Prandtauer. Der Abt von Kremsmünster gab jedoch wegen der zu erwartenden hohen Kosten keine Erlaubnis. Der eigene Stiftsbaumeister plante und baute diesen großen Vierkanthof, der Bau wurde allerdings viel teurer als das Schlösschen. Der Pfarrer zog sich ins Stift zurück, wo er bald darauf - vielleicht aus Gram - verstarb.

Richtung Südosten auf der Kirchdorferstraße wird bis zu den Gebäuden der Lebenshilfe gewandert. Dem Schild „Ritterweg“ folgend, geht es über Wiesen und neben dem Dürnbach bis zu den Schildern der „Pettenbacher Fit Lauf Strecke“, denen man nun folgt. Über Wiesen und durch den Wald erreicht man die steil bergan führende Scharzerstraße, die in die Magdalenabergstraße mündet. Nach 800 Metern nimmt man die Abzweigung nach rechts auf einen Wiesenweg mit schönem Ausblick auf die Flyschberge und den Perneckerkogel, alternativ bleibt man auf der durch den Wald führenden Asphaltstraße. Bald ist die Kirche von Magdalenaberg in Sicht. Ein hier gefundenes, 5000 Jahre altes Lochbeil lässt eine lange Siedlungstätigkeit vermuten.

Als WARMUNC wird der Berg 777 in der Stiftungsurkunde des Stiftes Kremsmünster benannt. Von hier oben sieht man bei Schönwetter bis ins Mühlviertel, die Klöster Lambach, Kremsmünster, Schlierbach und das Kirchlein auf dem Georgiberg. Die mächtige, um 1500 erbaute zweischiffige Hallenkirche St. Magdalena zeigt die Bedeutung dieser noch immer sehr beliebten Wallfahrt. Nach einem Brand bekam das Langhaus um 1629 eine Renaissance-Decke. Erwähnenswert ist das barocke Hochaltar-Gemälde mit der Darstellung der Hl. Magdalena als Büßerin am Tisch des Herrn.

Nun wandert man ein Stück der Magdalenabergstraße zurück bis zum Haus Scharzerkogel, am Bauernhof vorbei führt der Weg talwärts. Wieder folgt man den Schildern der „Fit Lauf Strecke“ bis zur Seisenburgstraße. Man biegt rechts ab und nach kurzer Wegstrecke biegt man links in den Wiesenweg ein, überquert eine Metallbrücke über den Sausbach und gelangt zum Leonhardibründl. Auf Stufen geht es hinauf zur Kirche Heiligenleiten. An die zehn Mal im Jahr pilgerten in der Barockzeit die Pettenbacher zum Hl. Leonhard, dem Patron der bäuerlichen Bevölkerung und ihrer Tiere. Die Kette in seiner Hand wurde damals anders interpretiert, denn ursprünglich war er der Patron der Gefangenen. Der Leonhardiritt am Sonntag um den 6. November ist noch immer das größte Fest Pettenbachs und der Pfarren der Umgebung.

Ein Stück auf der Kaiblingstraße, dann rechts hinunter zur Scharnsteinerstraße, auf deren weniger befahrenem Parallelweg oberhalb der Hauptstraße man eine Siedlung durchquert - und schon ist der Gasthof Ranklleiten in Sichtweite. Von dort ins Tal und weiter entlang der Schienen ist bald das Ende der Etappe, der Bahnhof Steinbachbrücke, erreicht.

Etappe 5: Von der Steinbachbrücke
über Viechtwang nach
Scharnstein und Grünau

Vom Bahnhof Steinbachbrücke weg ist der Almuferweg beschildert. Der erste Teil führt sehr idyllisch an der Alm entlang. Ab der Brücke über den Fluss wird aus dem Genussweg eher ein Bußweg, weil nur auf Asphalt gegangen wird. Ehemalige Wanderwege führten durch Betriebsgebiete, nun ist das aus verständlichen Gründen nicht mehr erlaubt. Auf dem Güterweg Sternberg, entlang des Trambaches, ist bald Viechtwang erreicht. Man ist überrascht von diesem geschlossenen Dorfverband mit einer Menge denkmalgeschützter Gebäude, die sich wie Küken um die Kirche scharen.

Die erste vermutlich aus Holz gebaute und dem Evangelisten Johannes geweihte Kirche wurde 1157 durch den Bischof von Passau geweiht. Erwähnenswert sind die Fresken in den Feldern des Gewölbes und des Chorraumes. Andreas Heindl, ein Welser Maler, schuf sie um 1742 im Stile des frühen Rokoko. In der Nachkriegszeit wurde die neugotische Ausstattung entfernt und seither erfreut diese helle, freundliche Kirche den Besucher.

Es gibt zwar einen Wegweiser zur Lassbauerkapelle, aber derzeit gibt es keinen Gestattungsvertrag des privaten Weges dorthin. Vielleicht ändert sich das bald. Die Madonna vom Lasslberg war im 17. Jahrhundert das beliebteste Wallfahrtsziel im Almtal. Die Pilger wurden dort oben verköstigt und spendeten brav, so kam viel Geld zusammen. Die Wirte im Tal protestierten beim Abt des Stiftes Kremsmünster, weil ihnen die Gäste abhanden kamen. Der Abt verbot die Wallfahrt und „überführte“ das Geld ins Stift.

Von Viechtwang folgt man der Asphaltstraße ins Tal des Trambach und wieder bergauf Richtung Scharnstein, bald ist das Schloss Scharnstein zu sehen. Ein mächtiger Bau aus der Renaissance, dessen Besitzer Jahrhunderte lang die „hohe Gerichtsbarkeit“ ausübten. Folterungen und Todesurteile wurden hier vollstreckt. Später war es im Besitz des Stiftes Kremsmünster. Mehrere riesengroße Linden im Hof des Schlosses wurden 1777 zur 1000-Jahr-Feier des Stiftes gepflanzt. Seit einigen Jahren ist das Schloss in privater Hand und kann besichtigt werden. Im Erdgeschoß befindet sich ein Kriminal- und Gendarmeriemuseum.

Unser Ziel ist jedoch die Berthold Kirche in Scharnstein. Auf einer Geländekante über der Alm erhebt sich eine lange Zeit umstrittene, moderne Kirche. Die Architektur aus der Zeit um 1955 zeigt uns die Ideen der neuen Sachlichkeit der 30er Jahre. Eine Hallenkirche mit lichtdurchfluteter Apsis und bemerkenswerten Schnitzarbeiten des Bildhauers Sepp Moser erzählen von der Aufbruchsstimmung nach dem Zweiten Weltkrieg. Meditative Klarheit zeichnet diesen Kirchenraum aus.

Empfehlenswert ist eine Besichtigung des flussabwärts gelegenen, ehemaligen Industriegebiets der Firma Rettenbacher. Schautafeln erklären die Erzeugung der Sensen. Ein Pfeil zeigt den Weg zum Museum Geyerhammer (sehenswert), den Abhang zur Alm hinunter und über die wunderschöne Holzbrücke ans andere Ufer. Der Almuferweg ist beschildert und führt vorbei am Gasthof Wieselmühle (die Spezialität sind Forellen) nach Grünau. Am Bahnhof Grünau ist das Ende dieser Etappe erreicht - die Almtalbahn bringt die Wanderer zurück zum Ausgangspunkt.

Etappe 6: Von Grünau nach
„Jaglbrunn“ und zum Almsee

Auf einem Hügel erhebt sich die vom Friedhof umgebene Kirche über Grünau. 1160 wurde sie erstmals urkundlich als Jakobuskirche erwähnt und ihr heutiges Aussehen erhielt sie um 1700. Der prächtige, frühbarocke Altar stand früher in der Stiftskirche Kremsmünster und wurde für diese Landkirche zurechtgeschnitten. Die dominante Figur im Zentrum des Altares ist der Pilgerapostel Jakobus der Ältere. Meine Lieblingsdarstellung einer Weihnachtskrippe befindet sich am am linken Seitenaltar. Nicht zuletzt aufgrund der Verbindung mit der dem Heiligen Jakobus geweihten Kirche in Grünau ist die VIA ALM mein persönlicher Jakobsweg.

Grünau kann nicht verlassen werden, ohne nach Jaglbrunn zu gehen. Nach 600 Metern auf der Kasbergstraße steht dieses leider schon sehr zugebaute Grünauer Wallfahrtskirchlein. Jakob, genannt Jagl, wird hier von den Einwohnern gern „besucht“.

Nun wandert man wieder zurück zur Kirche und den Hang hinunter zur Hauptstraße. Südlich des Ortes führt der gut beschilderte Weg zum Almsee. Entlang der jungen Alm, vorbei an Sägewerken und Kleinkraftwerken geht es über Wiesen und im typischen Mischwald ins enger werdende Tal. Je nach Jahreszeit sind hier duftende Narzissenwiesen, Schneerosen, Enzian, Knabenkraut, Türkenbund oder Zyklamen zu bestaunen.

Auf halbem Weg zum Almsee befindet sich der Wildpark Cumberland. Heimische und fremde Tiere sind in einem weitläufigen, naturnahen Gebiet zu besichtigen. Nicht weit davon entfernt arbeitete der Zoologe und Medizin-Nobelpreisträger Professor Konrad Lorenz. Mit Graugänsen, Kolkraben und Waldrappen werden noch immer Forschungsprojekte durchgeführt.

Vorbei am Hotel Jagersimmerl ist es nun nicht mehr weit bis zum Almsee. Hier queren die Wallfahrtswege nach Maria Zell und nach St. Wolfgang. Eine Umrundung des Sees ist unbedingt zu empfehlen. Forellen tummeln sich im eiskalten Wasser im Bereich der Wehranlage. Die unterirdischen Quellen der Alm sind als aufsteigende Wasserbläschen zu sehen und über glasklare Flüsschen aus dem toten Gebirge erreicht man den Gasthof Seehaus. An verregneten Wochentagen ist es hier am schönsten. Niemand stört die Stille und den Zauber des vom Kartografen M. Vischer als solchen bezeichneten Albensees (Alben = Elfen). Der am Nachmittag abfahrende, letzte Bus bringt die Wanderer zurück nach Grünau - zum Ende der letzten Etappe.

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Die Etappenbeschreibungen des Pilgerweges können Sie hier als PDF herunterladen. Ebenfalls können Sie hier die GPS Daten der Route als GPX Datei herunterladen.

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